„Liebe ABC-Schützen, Ihr könnt Euch auf die Schule freuen, denn Ihr werdet viele neue Freundinnen und Freunde finden. Und Euch unterstützen ganz tolle Menschen beim Lernen. Und keine Angst: Der Spaß kommt nicht zu kurz, in der Schule wird viel gelacht“, sagte Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig zum Auftakt des Schuljahres beim Pressegespräch in der Grundschule An den Römersteinen in Mainz-Zahlbach. „Die großen Ferien scheinen erst unendlich und sind dann doch so schnell vorbei. Jetzt treffen sich alle wieder in der Schule und wir können guten Mutes sein.“
Die Grundschulen stehen im kommenden Schuljahr in Rheinland-Pfalz besonders im Fokus, weil dort zahlreiche Neuerungen in Kraft treten. Für das neue Schuljahr benannte die Ministerin vier übergeordnete Ziele:
1. Die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen stärken, um gute Chancen von Anfang an zu bieten.
2. Bildungsgerechtigkeit sicherstellen: Gemeinsam für alle Kinder Chancen und Perspektiven eröffnen.
3. Das Thema Unterrichtsversorgung hat weiter hohe Priorität. Rheinland-Pfalz schafft dadurch gute Rahmenbedingungen für das Lernen und Lehren.
4. Kinder, Lehrkräfte und die Schulen für die Zukunft gut aufstellen – und für die aktuellen Herausforderungen.
Die Neuerungen im Grundschulbereich haben alle zum Ziel, die Kinder im Bereich der Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen besonders zu stärken – insbesondere jene, die hier zusätzliche Unterstützung brauchen. „Mehr Lesen, mehr Schreiben, mehr Rechnen heißt auch: mehr Chancen. Basiskompetenzen am Anfang der Schullaufbahn zu stärken, ist entscheidend – einen größeren Beitrag zur Chancengleichheit kann es nicht geben“, sagte Hubig.
Eine zusätzliche Stunde Deutsch und verpflichtende tägliche Lesezeiten stärken den Spracherwerb in der Schuleingangsphase, also der ersten und zweiten Klassenstufe. Frühere Sprachstandserhebungen vor der Einschulung geben die Chance, Kinder mit Förderbedarf früh zu erkennen und besonders zu fördern. Mehr Förderung und Diagnostik gibt es nun mit den verbindlichen Programmen „Lesen macht stark“ und „Mathe macht stark“, dafür weniger Klassenarbeiten und mehr verbale Beurteilungen. Das erhöht die Qualität beim Erwerb der Basiskompetenzen und entlastet zugleich die Lehrkräfte. Mehr Grundschulsozialarbeit komme ebenfalls Schülerinnen und Schülern zu Gute, die besondere Unterstützung brauchen.
Damit setze Rheinland-Pfalz jetzt in großen Schritten all das um, was mit dem Neun-Punkte-Plan für die Grundschulen im Juni 2023 angekündigt worden war, erklärte die Ministerin. „Wir haben beim letzten IQB-Bildungstrend 2021 für Grundschulen unsere Ergebnisse stabil gehalten, entgegen dem Bundestrend. Das lag auch daran, dass wir beispielsweise mit dem verpflichtenden Grundwortschatz frühzeitig die Weichen gestellt haben“, sagte Hubig. „Wir denken in langen Linien und erweitern die Bausteine, wir knüpfen an Bewährtem an. Unser Ziel ist, dass möglichst alle Schülerinnen und Schüler die Mindeststandards erreichen.“
Auf zu neuen Ufern: 200 Schulen in herausfordernder Lage schaffen Startchancen
Entscheidend sei es dabei, dass im Sinne einer gerechten Bildung die Schülerinnen und Schüler besonders unterstützt werden, die von Haus aus keine optimalen Startbedingungen mitbringen können. Vor diesem Hintergrund ist es aus Sicht der Ministerin besonders erfreulich, dass zum neuen Schuljahr das Startchancen-Programm losgeht. 100 Millionen Euro pro Jahr über zehn Jahre stehen dafür in Rheinland-Pfalz zur Verfügung, jeweils zur Hälfte von Bund und Land finanziert. 200 Schulen nehmen teil, davon 120 Grundschulen, in denen Schülerinnen und Schüler Hilfe besonders benötigen. „Rheinland-Pfalz war an den Verhandlungen maßgeblich beteiligt und hat darauf hingewirkt, dass Schulen mit einer hohen Armutsquote und einem hohen Migrationsanteil aufgenommen werden“, erinnerte die Ministerin. „Diese Verteilung nach einem sozialindizierten Bedarf hat es bei so einem Programm noch nie gegeben – das ist ein Meilenstein und im Sinne von Bildungsgerechtigkeit der einzig richtige Weg. Wir setzen damit den Weg fort, den wir mit dem Programm S4 eingeschlagen hatten – und Rheinland-Pfalz ist jetzt eines der ersten Bundesländer, wo es vollständig zum Laufen kommt.“
Mehr Ganztagsangebote, mehr „Schulen der Zukunft“
Für gute und gerechte Bildung werde sich die Landesregierung auch weiterhin auf allen Ebenen einsetzen, kündigte Hubig an: Dazu gehöre ein weiterer Ausbau des Ganztagsschulnetzes um drei weitere Angebote. Im neuen Schuljahr steigt die Zahl der Ganztagsschulen in Angebotsform damit auf 659, davon sind 354 Grundschulen. Zusammen mit den weiteren Ganztagsangeboten (verpflichtende Form, Ganztagsschule in offener Form) haben knapp 1.300 allgemeinbildende Schulen Ganztagsangebote. Das sind über 80 Prozent aller Schulen in Rheinland-Pfalz.
Es wird eine weitere Bewerbungsrunde der Initiative „Schule der Zukunft“ geben, so dass noch weit mehr als die derzeit rund 100 Schulen von diesem Schulentwicklungsprogramm profitieren. Außerdem erfolgen weitere Investitionen in den Digitalbereich, in den in den vergangenen Jahren bereits über 400 Millionen Euro geflossen sind. „Mittlerweile haben 99 Prozent der Schulen in Rheinland-Pfalz eine gute WLAN-Basisausstattung. Wir werden das Bildungsportal RLP, das Digitale Bücherregal und den Schulchat weiter vorantreiben und haben mit dem KI-Tool fobizz einen echten Nerv getroffen: Das Interesse der Schulen an den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz ist ungebrochen groß.“
Nicht zuletzt heißt gerechte Bildung für Hubig auch: „Wir vergessen das Ahrtal nicht. Auch drei Jahre nach der schrecklichen Flut stellen wir dort 23 zusätzliche Planstellen zur Verfügung, für den Wiederaufbau der Schulen sind 170 Millionen Euro bewilligt. Vieles ist geschafft und gemeinsam geht es weiter voran.“
So viele Lehrkräfte wie noch nie und mehr angehende Lehrkräfte, vor allem für Grund- und Förderschulen
Damit gute und gerechte Bildung funktioniert, sei es unerlässlich, dass Rheinland-Pfalz sein hohes Niveau bei der Unterrichtsversorgung beibehalte und genug gut ausgebildete Lehrkräfte habe, erklärte Ministerin Hubig. „Wir wissen, dass die Herausforderungen in den Schulen zunehmen und sich die Welt ständig verändert. Deshalb sind wir froh, dass es – trotz aller Herausforderungen – eine gute Unterrichtsversorgung geben wird. Insgesamt werden wir in diesem Sommer wieder rund 1.660 neue Lehrkräfte einstellen, also mehr als im größeren Hessen. Rund 630 zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten – also 400 Planstellen sowie weitere Vertragsmittel – gibt es gegenüber dem Schuljahr 2023/2024. Wir haben damit insgesamt rund 44.000 Lehrkräfte – so viele wie noch nie. Rheinland-Pfalz wird im Schuljahr 2024/2025 alle Planstellen mit ausgebildeten Lehrkräften besetzen. Die Situation in Rheinland-Pfalz sei damit eine andere als in vielen anderen Bundesländern.
„Die Fachkräftesituation ist bundesweit nicht einfach, aber es zahlt sich aus, dass wir über alle Schulformen kontinuierlich Nachwuchs ausgebildet haben und das auch weiter tun“, sagte Hubig. „Zum Stichtag 1. August 2024 hatten wir insgesamt 2.095 Referendarinnen und Referendare im Vorbereitungsdienst – rund 230 mehr als im Vorjahr. Besonders erfreulich sind die Zuwächse im Bereich Grundschulen (835 gegenüber 726) und Förderschulen (213 gegenüber 172). Gerade hier haben wir unsere Studienangebote ausgebaut und werden das auch weiter tun – so startet zum Wintersemester nun der Studiengang für das Lehramt an Förderschulen an der Universität in Koblenz. Unsere Anstrengungen, Lehrkräfte im Beruf zu halten und neue zu gewinnen, dürfen und werden nicht nachlassen. Zudem öffnen wir den Vorbereitungsdienst für das Förderschullehramt und bieten eine Erweiterungsprüfung Sonderpädagogik für andere Lehrämter an.“
Der Mainzer Schuldezernent Dr. Eckart Lensch sagte aus Sicht der Schulträger zum Schulstart: „Starke Grundschulen bieten den Mainzer Kindern auch in diesem Jahr gute Startbedingungen für die bevorstehende Schulkarriere und gehören zum Fundament der Mainzer Bildungslandschaft. Das Startchancenprogramm zielt auf mehr Bildungsgerechtigkeit und leistet in 15 Mainzer Grund- und weiterführenden Schulen in herausfordernder Lage einen wichtigen Beitrag, um die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler sowie der Schulgemeinschaft zu berücksichtigen und allen Kindern unabhängig von ihrer sozialen Herkunft gleiche Bildungschancen zu ermöglichen.“
Schulleiter Volker Kriese freut sich ebenfalls schon auf das neue Schuljahr: „Die Grundschule An den Römersteinen in Mainz nimmt an der Landesinitiative ,Schule der Zukunft‘ des Ministeriums teil. Wir machen uns deshalb auf den Weg, das Lehren und Lernen nachhaltig zu gestalten. Die Kinder bearbeiten durch individuelle und handlungsorientierte Zugänge ihre Aufgaben und Lernziele. So werden die Lernerfolge in der Grundschule das wichtige Fundament für die zukünftige Lern- und Lebensbiografie der Kinder in der Welt von morgen.“